Am Sonntag, dem 21. Januar verließen wir gegen 9.20 Uhr unser Hostel, froh, dort raus zu sein. Inzwischen hatten wir im Zimmer der Kinder die Ursache des nun deutlichen Modergeruchs lokalisiert:
Die Ecke neben Zoe's Kopfende. Es war kein Mensch zu sehen, als wir gingen. Egal, die Schlüssel ließen wir ja da.
Im anderen Hostel unternahmen wir einen erneuten Versuch, Frühstück zu bekommen, wenngleich wir nicht daran glaubten. Es bot sich uns das gleiche Bild wie am Vortag, bloß dass es noch mülliger
und unordentlicher aussah. Der Tresen sah mit leeren Flaschen und Verpackungen aus wie nach einer Party, es lag auch Müll auf dem Boden rum und der Papierkorb quoll erneut über. Das junge Mädchen
unter den Decken bemerkte uns von selbst und rief die andere, die wieder verpennt auftauchte. Diese ließ sich von uns zeigen, dass wir tatsächlich 2x Frühstück bezahlt haben und drückte uns
wieder 5 Fresstüten in die Hand mit demselben Inhalt wie am Vortag. Also gingen wir wieder bei dem Franzosen frühstücken.
Wir würden um 14.30 den Kleinbus in Hidroelectrica nehmen sollen, spätestens gegen 11.00 sollten wir losgehen. Da wir Zeit für Pausen haben wollten, marschierten wir schon kurz nach halb elf los. Diesmal vermieden wir die Tunnel, indem wir eine Umgehung gingen. Die Kinder machten wieder ganz toll mit, und wir hatten diesmal endlich Glück mit dem Wetter. Es war sonnig und schön warm, in der Sonne fast zu heiß. Zum Glück gab es viel Schatten. Nach etwas über der Hälfte verabschiedete sich jedoch Melanie's rechter Wanderschuh, indem nach mehr als neun Jahren treuen Diensten die rechte Sohle anfing, sich abzulösen. Da es recht schnell schlimmer wurde, wechselte sie schließlich die Schuhe. Zum Glück war das Wetter für Wandersandalen dementsprechend. Erst der Zahn, nun die Schuhe - hoffentlich war es das jetzt!
Fast eine Stunde zu früh, kurz nach halb zwei, erreichten wir Hidroelectrica und setzten uns eine halbe Stunde neben den Gleisen zu anderen Travellern in den Schatten. Es war dort sowohl an den Gleisen sowie weiter hinten auf dem mit wild abgestellten Kleinbussen vollen Parkplatz ein Betrieb wie auf einem Hauptbahnhof zur Rush Hour. Wir kauften den geschäftstüchtigen Damen an den diversen Ständen entlang der Gleise Essen ab und gingen ab 14.10 unseren Bus suchen, auf dem ulkigerweise "Zoe" stehen sollte, fanden jedoch keinen. Tourangestellte standen mit oder ohne Schild da und riefen Namen aus. Wir klapperten einige ab und hatten irgendwann Glück. Der Bus sei noch nicht da, wir sollten an einer Stelle warten. Das taten wir dann auch brav fast eine weitere Stunde lang. Mit 50 Minuten Verspätung fuhren wir endlich los, in einem Bus ohne Zoe-Schild übrigens. Als wir einstiegen, war der Bus schon bis auf unsere Plätze voll und wir mussten wieder zu dritt ganz hinten sitzen. Nils und Ian saßen neben dem Fahrer. Dabei waren wir bestimmt die ersten am Treffpunkt gewesen.
Mit einer halbstündigen Rast ziemlich weit oben, bei der es wieder Cocatee gab und wo die beiden kleinen Söhne (ca. 7 und 8 Jahre) mithelfen mussten (Klogeld kassieren und die Busse mit Papi zusammen waschen), erreichten wir erst gegen 21.15 Cuzco und wurden an einem recht zentralen Platz abgesetzt. Bei empfindlicher Kälte in teils kurzen Hosen (und Wandersandalen!) eilten wir die 800m zum Hostel. Dort erwartete man uns schon. Die Zimmer waren leider im Erdgeschoss und im 2. Stock. Die Angestellte gab uns Erwachsenen den Schlüssel für ein Zimmer mit Doppelbett und Einzelbett und den Kindern das Zimmer mit zwei Einzelbetten. Wir tauschten die Räume, aber Nils war nun ziemlich angefressen nach den ganzen vorigen Pannen. Wir waren vor drei Tagen schließlich alle persönlich dagewesen, sodass ja klar war, dass wir eine Familie sind und wie es optimal wäre. Alle Räume waren belegt, sodass erst morgen getauscht werden könnte. Hinzu kam auch noch, dass unser Zimmer unterm Dach recht kühl war, der Radiator aber mit 15 S/. pro Nacht (fast 4 €) berechnet wird.
Am nächsten Tag entspannten wir uns etwas und gingen vormittags in die Stadt, vorrangig um einen Schuster ausfindig zu machen. Der Schuster arbeitete in einer kleinen fensterlosen Kammer aus grauem Beton eine Stufe unterhalb der Straße. Außer seiner Vorrichtung zum Reparieren befand sich darin nur ein Haufen Schuhe auf dem Boden. Er arbeitete jedoch gut und klebte die Sohle der Wanderschuhe nicht nur an, sondern vernähte sie noch drumherum.
In einem Reisebüro kauften wir bei einem Mann mit einer Frisur wie Schlagersänger aus den 80er Jahren außerdem noch die Bustickets für morgen und erkundigten uns in mehreren Läden nach Rückflügen
aus La Paz nach Lima, die jedoch zu teuer waren
Nachdem wir am Spätnachmittag die Schuhe wieder abgeholt hatten, gingen wir zum Tourbüro von Harald, um ihn von den Umständen in den Hostels und dem nicht ganz reibungslosen Ablauf bezüglich
Zimmerbuchung und Frühstück in Kenntnis zu setzen. Wir wollten uns nicht beschweren, sondern ihn nur darüber informieren, da er wissen sollte, wo er seine Kunden hinschickt und evtl. Konsequenzen
ziehen kann. Er rief daraufhin aufgebracht bei dem Tourveranstalter an, dessen Kunde er als Agentur ja ist und zitierte ihn ins Büro, was uns recht peinlich war. Der Mann hörte sich alles nochmal
an und entschuldigte sich tausendmal. Als Wiedergutmachung, die wir eigentlich gar nicht haben wollten, bot er uns eine Panoramabustour umsonst an, aber da wir ja am nächsten Tag abreisen
würden, gab er uns 50S/. (ca. 12,50€) als Entschädigung fürs bezahlte Frühstück. Anschließend gingen wir wieder in dem tollen veganen Restaurant von neulich essen. Beim Smalltalk mit Harald
erfuhren wir übrigens, dass er zwar aus Ulm stammt, aber tatsächlich mal in Pinneberg und Hemdingen gelebt hat und seine Töchter dort auch eine Zeitlang aufgewachsen sind.
Bei unserer Rückkehr ins Hostel bekamen wir unsere Wäsche aus der Wäscherei zurück, leider mit zwei Falke-Laufsocken weniger. Blöderweise hat Melanie jetzt nur noch zwei Linke. Klasse! Die sofort
von der Rezeptionsdame kontaktierte Wäscherei beteuerte, wir hätten nur das abgegeben. Bei uns waren sie jedoch nicht. Zahn, Schuhe, Socken - irgendwie ist gerade etwas der Wurm drin.